Berlin. „Dann kann’s ja heiter werden!“ entgegne ich ihm ebenso grinsend und betrete das Gebäude. Ich muss mich heute verantworten. Ich hatte eine Rückholaktion angemeldet. Immer proaktiv sein, insbesondere wenn es um notwendige Nachbesserungen bei Firm- oder Hardware geht. Das hatte ich mir zur Maßgabe gemacht. Nichts verschweigen. Vielleicht blieb der Fehler unerkannt? Darauf wollte ich mich nicht mehr verlassen. Auch wenn es hieß „das Problem sei eher unkritisch“. Am Ende fällt einem alles auf die Füße. Das habe ich gelernt. Ich wollte gemeinsam mit dem Kunden das Thema, die Ursachen und die notwendigen Maßnahmen besprechen. Vertrauen stärken, statt mühsam wieder herstellen. Am schwersten ist die erste Hürde. Das Eingeständnis, dass man nicht unfehlbar ist. Ja, das ist bitter und macht nicht so viel Freude wie Erfolgsnachrichten. Eine der vielen Bewährungsproben. Es geht um Vertrauen. Der Tag wurde lang. Viele Fragen. Meine Antworten, nicht alle sofort befriedigend. Der Kopf blieb dran. Es hat funktioniert, weil beide Seiten zielorientiert waren. Und wieder Vertrauen. Dafür bin ich dankbar.
Man kann nur gewinnen
Ich muss gestehen, vier Wochen zuvor hätte ich diese saloppe Entgegnung nicht über die Lippen gebracht. Ich bin nicht immer mutig und angstfrei in Gespräche. Im Gegenteil. Es war ein Lernprozess. Bei manchen Gesprächen hätte ich mich am liebsten verkrochen. Mehr als einmal hatte ich diesen Kloß im Hals. Eine Landrätin aus Niedersachsen hat mich gestärkt. Das habe ich mir bis heute bewahrt. Wir sprachen über Lampenfieber und Leistungsdruck. Sie erzählte mir, dass sie früher Sportlerin war und sich permanent unter Druck gesetzt hatte. Der erste Platz, nur darum ging es. Wenn sie nicht auf dem obersten Treppchen stand, fiel sie direkt in ein Loch. „Ich habe darunter gelitten, bis mir klar wurde, dass es um die Teilnahme und nicht nur ums Siegen ging. Schauen Sie, wenn man nicht bekommt, was man haben will, dann bleibt doch alles wie es ist. Vorher ohne Medaille und hinterher auch.“ Das war ein lauter Groschen, der bei mir fiel. Danach passierte etwas Unglaubliches. Ich verlor dieses Gefühl der Angst vor wichtigen Gesprächen. Angst kann man riechen. Angst zerstört Vertrauen. Wer einen Hund hat, der weiß das.
Vertrauensvoll in die Zukunft
Der Kopf sitzt noch fest auf meinem Hals und unterstützt weiterhin beim Entwickeln. Nicht mehr für technische Komponenten und Systeme, nicht mehr in der kritischen Infrastruktur, das ist Geschichte und viel Stoff für ein anderes Kapitel. Die Karten wurden neu gemischt. Ich habe ein Fernstudium absolviert. Ich widme mich heute meiner wahren Leidenschaft. 2014 habe ich damit ehrenamtlich begonnen, Menschen zu ermutigen und die Zuversicht in ihnen zu wecken. Heute bin ich Stress- und Burnout-Coach und Entspannungstrainerin. Die Theorie habe ich gepaukt und mit 1,0 abgeschlossen und die praktische Ausbildung habe ich am eigenen Leib erfahren, ertragen und verarbeitet. Das Leben ist der beste Lehrmeister. Mit Form Your World setze ich meine Reise als Unternehmerin & Visionärin fort.