30. Juni 2017

Ein Versprechen, das man gegeben hat, muss man auch einlösen.

TOP 100 Interview aus 2017: Wie aus dem Moment des Scheiterns für ihre Lock Your World ein erfolgreicher Neuanfang wurde, erzählt Manuela Engel-Dahan.

Als Quereinsteigerin in der Branche brachten Sie in Deutschland ein bis dahin völlig unbekanntes elektronisches Schließsystem auf den Markt. War das der Beginn Ihrer Erfolgsgeschichte?

Zunächst sah es so aus. Wir konnten recht schnell eine Pilotanwendung bei der Deutschen Bahn platzieren, die viel Aufmerksamkeit auf unser neues Produkt lenkte. Dadurch gelang es uns, einen bundesweiten Regierungsauftrag an Land zu ziehen. Für ein Start-up mit drei Mitarbeitern war das wie ein Wunder. Doch dann folgte der GAU: Unsere batteriebetriebenen Schlösser hielten den Anforderun- gen in der Praxis nicht stand. Somit mussten wir während des Roll-outs mehr als 200.000 Kilometer in einem Jahr fahren, um die Batterien auf eigene Kosten auszutauschen. Das war auf Dauer nicht durchzuhalten.

Dachten Sie daran aufzugeben?

Das ist doch immer so im Leben: Wenn man hinfällt, fragt man sich, ob man wieder aufsteht oder nicht. Wir sind wieder aufgestanden, da wir von der grundsätzlichen Produktidee überzeugt waren. Außerdem wollten wir eine bestens funktionierende Lösung – das hatten wir unserem Kunden schließlich versprochen. Deswegen tüftelten wir mit Hochdruck, testeten und fertigten, bis wir ein einzigartiges elektronisches Schließsystem in den Händen hielten, bei dem nie ein Batteriewechsel notwendig wird.

Welche Eigenschaft hat Ihnen geholfen, den Tiefpunkt zu überwinden?

Hauptsächlich mein Mut, als Unternehmerin Entscheidungen zu treffen. Daran hapert es in vielen Firmen häufig. Unsere Zeit ist so schnelllebig, und trotzdem laufen Prozesse oft schwerfällig ab, weil kein Entschluss gefasst wird. Es bringt nichts, sich endlos das Hirn zu zermartern. Man muss eine Situation nehmen, wie sie ist, und das Beste daraus machen. Wenn dann ein Fehler passiert, ist es nicht wichtig, wer schuld daran ist, sondern wie man die Lage durch Nachbessern und Feinjustieren wieder in den Griff bekommt.

Mittlerweile beschäftigen Sie 25 Personen. Worauf haben Sie bei der Zusammenstellung Ihres Teams denn vor allem geachtet?

Darauf, dass es Menschen sind, die meine Werte teilen. Das erzeugt in der Zusammenarbeit einen positiven Effekt, der das ganze Unternehmen nach vorne treibt. Am wichtigsten ist mir neben dem Fachwissen Loyalität. Die notwendige Intelligenz vorausgesetzt, kann man meiner Erfahrung nach alles erlernen. Ich war selbst fremd in der Branche und musste meinen Vater, der Hausmeister war, fragen, wie man ein Schloss aus dem Zylinder ausbaut. In ein Team bringen alle unterschiedliche Stärken und Schwächen ein. Entscheidend ist, dass man dem anderen mit Mitgefühl begegnet und versucht, dessen Schwächen auszugleichen, sodass er seine Stärken voll zum Nutzen des Unternehmens und der Kunden einsetzen kann.

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