Vergebung
Selbstanklage hilft nicht zur Bewältigung von Entscheidungen, die sich weder korrigieren noch rückgängig machen lassen. Das lähmt und entmutigt, und auch war selten alles nur schlecht.
Ich will das Gute nicht mit dem Schlechten mischen, will das Gute nicht dem Schatten opfern, den gesamten Weg verteufeln.
Ich will mir die Lichtquelle nicht verdunkeln oder verweigern, will Heilung suchen, will Schatten aus der Vergangenheit nicht bestärken, sie nicht in meiner Wunde stochern lassen.
Ich will mich versöhnen mit diesen Schatten und will dem Licht der Erinnerung seinen Raum zugestehen.
Fehlentscheidungen tragen Schmerz und Verlust in sich; und doch, der Weg hatte auch angenehme Momente.
Alles im Nachhinein zu verdunkeln, hieße, mich selbst guten Erinnerungen zu berauben.
Jedem Aufstieg folgt ein Abstieg; nur mit Zuversicht kann der nächste Anstieg begonnen werden, der Vertrauen und Durchhaltevermögen benötigt.
So nehme ich die Momente in meinen Erinnerungen dankbar an, die mir ein Lächeln vermitteln, um meine Wunden heilen zu lassen.
Selbst dann, wenn die Vernunft mich anklagt und ermahnt, mir meine Fehltritte aufzählt, kann ich mir vergeben und zugestehen, dass ich beschwingt voranschreiten möchte.
Vergebung bedeutet für mich, mir von der Last der Reue nicht die schönen Seiten des Erlebten rauben zu lassen, weil ich auch die Schritte ehre, die zuvor in Liebe und Freude gesetzt wurden.
Es ist ein Akt der Selbstliebe, das Gute nicht zu verwerfen, nur weil neben ihm das Mahnmal der Fehlbarkeit unübersehbar steht.
Auch in meinen Fehlern wohnt Weisheit, selbst Fehlentscheidungen enthalten Momente des Glücks.
In der Umarmung beider Seiten, Gewolltem und Erhaltenem, will ich Erinnerung mit Gegenwart versöhnen und darin wahre Kraft der Vergebung erfahren.
Liebe kann nicht ungeschehen machen, doch sie kann Wunden heilen.
© Manuela Engel-Dahan
Mut- und Lebensberaterin für Angstbewältigung
Begleiterin zur inneren Stärke und Lebensfreude
Bild: Nr. 167, hundertrotwein