21. Juni 2025

„Ich hätte nicht gedacht, dass ich mal so ende.“

Wir schweigen.

Ich spüre die Schwere in diesem Satz,
auch, weil er mich mitten ins Herz trifft.
Weil ich ihn nicht nur höre,
sondern auch selbst fühlen kann.

„Ich war nochmal in meiner Wohnung.
Plötzlich war mir alles fremd.
Ich habe nichts mehr gefühlt.
Der Ort, nur tote Gegenstände. 
Meine Energie, einfach weg.
Ich weiß jetzt: 
Es ist vorbei.“

„Deshalb habe ich meine Beerdigung bereits geplant.
Das will ich nicht dem Zufall überlassen.
Ich habe mir dieses wundervolle Stück ausgesucht,
diese Musik, die mich immer glücklich gemacht hat.“

Aber dann kommt dieser Satz:
„Was ist Glück?
Das geht mir nicht mehr aus dem Kopf",
sagt sie.

Der Pfarrer war da.
Sie hat ihm gesagt, dass sie nicht wisse,
ob sie an Gott glaube.
Katholisch erzogen, selbstverständlich,
doch mehr von Ritualen getragen
als von echtem Glauben.

Er habe gesagt,
wenn man tot sei, 
sei alles nur noch Glück.
Nur noch Freude.
Nur noch Licht.

„Wie kann man denn nur glücklich sein?
Das kann ich mir nicht vorstellen. 
Das ist doch total langweilig,
habe ich ihm geantwortet."

Wir sprechen über Glücksgefühle.
Und plötzlich platzt es aus ihr heraus:
„Am glücklichsten war ich, wenn ich verliebt war.“

Warum denn nicht nochmal verlieben?, frage ich.
Mein Onkel hat mit 80 nochmal geheiratet.
Nochmal eine Liebe gefunden.
Sie winkt ab und lacht:
„Um Gottes Willen, heiraten? 
Das muss nicht mehr sein!“

Warum denn nicht in sich selbst neu verlieben?,
schlage ich vor.
Sich selbst verwöhnen.
Sich abends in den Arm nehmen
und dankbar sein,
dass dieser Körper einen so treu begleitet.

„Das muss ich mir überlegen …
Sie haben ja Ideen,
da muss man erst mal draufkommen.“

Wir erzählen uns noch Geschichten
von kleinen Glücksmomenten.
Die Zeit fliegt.
Aus einer Stunde sind zwei geworden.

So ein Gespräch
ist auch ein Glück.
Leise und echt.

Ich freue mich schon
auf unser nächstes Thema.

Zuhören bringt Gedanken an die Oberfläche,
die man nicht hören kann,
wenn man selbst spricht.

Glück kommt auf leisen Sohlen daher.
Manchmal auch einfach nur 
als Schatten an einem Baum.


© Manuela Engel-Dahan  

WALDphilosophin | WORTbotschafterin | MUTweckerin |  
Selfcare-Coach | Gründerin MUTmachSALON |  
Autorin „Freigeistige Waldgedanken“  
Im Wald gefühlt. Ins Leben geschrieben.  


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